2. Juni 2023

Welcher Schlaftyp bist du: Lerche, Eule oder Bär?

Veröffentlicht am 2. Juni 2023 von Heino

Schlaftypen und deren Einfluss auf Schlaf und Gesundheit


So individuell wie der Mensch ist auch sein Bedürfnis nach Schlaf. Wir alle haben unterschiedliche Schlafrhythmen - abhängig davon, wie unsere innere Uhr die biologischen Prozesse im Körper steuert. Forscher haben herausgefunden, dass unser Schlafverhalten sogenannten chronobiologischen Mustern folgt, die genetisch vorbestimmt sind.

Welche Muster das sind, welche Schlaftypen sich daraus ableiten, zu welchem du gehören könntest und wie du dieses Wissen nutzen kannst, um entspannt und gesund zu schlafen, erfährst du im folgenden Beitrag.

Was sind Schlaftypen?


Kennst du auch den Spruch: "Der frühe Vogel fängt den Wurm"? Später wurde daraus: "Der frühe Vogel kann mich mal!" - eine beliebte Aussage von Langschläfern, denen sich die Freude des frühen Aufstehens absolut nicht erschließen kann. Doch warum gibt es unter uns Frühaufsteher und Langschläfer? Die Schlaftypen können darauf eine wissenschaftliche Antwort geben.

Ein Schlaftyp gibt Auskunft darüber, wie deine innere Uhr tickt und zu welchen Zeiten du bevorzugt aufwachst oder lieber schlafen gehst. Doch aus dem Chronotyp kann noch weitaus mehr abgeleitet werden. Der Chronotyp hat Auswirkungen auf:

  • Leistungsfähigkeit und Gesundheit
  • den Schlaf
  • das geistige und körperliche Wohlbefinden.
  • die Wirkung von Medikamenten

  • Grob unterschieden die Schlafforscher bislang zwischen zwei Schlaftypen:

  • Frühaufsteher - Schlaftyp Lerche
  • Langschläfer - Schlaftyp Eule

  • Doch seit einigen Jahren weiß man: Es gibt mehr als diese zwei Schlaftypen.

    Woher kommt der Begriff Chronotyp?


    Der Begriff Chronotyp ist abgeleitet von der Chronobiologie: der wissenschaftlichen Lehre, die sich mit der zeitlichen (Chronos = Personifikation der Zeit) Organisation von biologischen Systemen befasst.

    Definition: Die Chronobiologie ist die Lehre vom zeitlichen Rhythmus biologischer Prozesse. Dies umfasst sowohl Jahres-, Monats- und Wochenrhythmen wie auch zirkadiane, etwa 24-stündige, und ultradiane Rhythmen mit einer kürzeren Periodenlänge. Die Chronobiologie in der Schlafmedizin versucht vor allem zu erklären, wie die Anpassung biologischer Prozesse einerseits an den äußeren Hell-Dunkel-Wechsel und andererseits untereinander gelingt, wie es zu Verschiebungen der Schlaf-Wach-Rhythmik kommt und wie diese zirkadianen Störungen therapierbar sind. (1)

    Heute weiß man: Fast alle biologischen Prozesse folgen einem 24-Stunden-Rhythmus. Darum spielen Wach- und Schlafrhythmus in Bezug auf Gesundheit und Wohlbefinden des Menschen eine essenzielle Rolle.

    Beispiele dafür:

  • In der Rhythmik von Blutdruck und der Leistungsfähigkeit kommt es neben dem absoluten Minimum in den späten Nachtstunden zu einem weiteren Abfall am frühen Nachmittag.
  • Die Ausschüttung von Wachstumshormonen ist überwiegend auf die Tiefschlafphasen beschränkt.

  • Die Erkenntnisse aus der Chronobiologie haben große Bedeutung für die therapeutische Behandlung der heute so häufig vorkommenden Schlafstörungen und können auch jedem Laien dienlich sein, um einen gesunden und guten Schlaf zu gewährleisten.


    Welche Schlaftypen gibt es?


    Die Einteilung in die verschiedenen Schlaftypen ist sehr alt. Bereits zur Jahrhundertwende entwickelte der Psychiater Emil Kraepelin aufgrund von Ermüdungserscheinungen am Arbeitsplatz die Theorie von der "circadianen Rhythmik". Sie beschreibt die im Laufe eines Tages auftretenden Leistungsschwankungen bei Menschen.

    Kraepelin war ein bedeutender Psychiater seiner Zeit. Er untersuchte damals die "psychische Volkshygiene” und veröffentlichte zur "Hygiene am Arbeitsplatz" ein Buch. Von ihm stammen nicht nur die Grundlagen des heutigen Systems der Klassifizierung psychischer Störungen, er engagierte sich auch in den Bereichen Schulhygiene und Arbeitsmedizin und lieferte bereits zu damaliger Zeit wertvolle Beiträge zu Schlafstörungen und deren Behandlung.


    Die innere Uhr

    Egal ob Frühaufsteher oder Nachteule - die innere Uhr spielt in unserem Leben eine bedeutende Rolle. Mittlerweile weiß man: Wer sich nicht nach ihr richtet, kann mit unangenehmen Folgen rechnen - bzw. je mehr wir uns nach ihr richten, desto besser kommen wir durchs Leben.

    Eigentlich müssten wir von inneren Uhren sprechen, denn laut Wissenschaft gibt es in uns nicht nur eine: Jede Zelle besitzt ihre eigene innere Uhr - den sogenannten molekularen Taktgeber.

    Genau wie sich das Smartphone mit der Fitness Watch synchronisiert, gleichen sich unsere inneren Uhren permanent miteinander ab, damit das ganze System Mensch seinem gesunden 24-Stunden-Rhythmus bzw. dem zirkadianen Rhythmus folgen kann.

    Diese Synchronisation sorgt beispielsweise dafür, dass bereits vor dem Aufwachen unsere Körpertemperatur ansteigt und die Ausschüttung des Stresshormons Kortisol ihren Höhepunkt erreicht, um unsere Leistungsfähigkeit zu gewährleisten.

    Und auch im Tagesverlauf werden die unterschiedlichsten Prozesse gesteuert: Herzfrequenz, Stoffwechsel, Immunsystem, Nieren- und Leberfunktionen und so weiter. Kommt es zu dauerhaften Störungen dieses fein abgestimmten Zusammenspiels der inneren Uhren, führt das unweigerlich zu körperlichen und psychischen Problemen.

    Lerche, Eule und die neuen Chronotypen


    Ging man Jahrzehnte davon aus, dass es unter uns nur die Schlaftypen Lerchen und Eulen gibt, weiß man heute: Es existieren noch andere Chronotypen, die unser Schlafbedürfnis beeinflussen.
    Neben Lerche und Eule beschreiben einige Forscher den “Napper” und den “Nachmittagstypen”. Diese Theorie stammt von einem Team aus Schlafforschern, Neurobiologen und Psychologen aus Belgien und Russland. In einer groß angelegten, im Jahr 2019 veröffentlichten Umfrage (2) stellten sie fest: Es gibt eindeutig den Morgen- und den Abendtyp, also Lerche und Eule und zwei weitere Typen: Napper und. Nachmittagstyp.

    Während der Napper ohne Nickerchen nur schlecht durch den Tag kommt und seine Hochphasen sowohl zwischen dem frühen Morgen und Mittag als auch nach dem Nickerchen vom Nachmittag bis ca. 22.00 Uhr hat, ist der Nachmittagstyp am Morgen ähnlich wie die Eule noch recht müde und hat seine leistungsstarke Phase zwischen Mittag und Abend, wobei er gerne früh ins Bett geht.

    Doch damit ist es noch nicht genug.

    Der Psychologe und amerikanische Schlafmediziner Dr. Michael Breus definiert weitere vier Chronotypen.

    Die Chronotypen nach Breus heißen:

  • Schlaftyp Löwe
  • Schlaftyp Bär
  • Schlaftyp Wolf
  • Schlaftyp Delfin

  • Bei ihm gehören die Wölfe zum Schlaftyp Eule - also eher zu den nachtaktiven Menschen und die Löwen zum Lerchen Schlaftyp - also den Frühaufstehern unter uns. Bei den Bären wird es schon etwas komplizierter: Sie sind angeblich über Mittag besonders aktiv und ihr Schlafrhythmus ist angepasst an den Sonnenauf- und untergang.

    Ganz verrückt ist es bei den Delfinen. Nach Breus sind sie die Problemschläfer, die nachts aufwachen, unter einem gestörten Schlaf und tagsüber unter schwankenden Zuständen von wach und müde leiden. So richtig leistungsfähig sein diese Chronotypen erst ab 19.00 Uhr.

    Warum ist es wertvoll, den eigenen Schlaftyp zu kennen?


    Da der eigene Chronotyp nicht nur unseren Schlaf, sondern auch unsere individuelle Leistungskurve beeinflusst, ist es durchaus von Vorteil, diesen zu kennen, um seinen Tagesablauf effektiv zu gestalten und vor allem für einen erholsamen und gesunden Schlaf zu sorgen. Nicht umsonst sagt der Volksmund:

    “Schlaf ist die beste Medizin”:


    Mit dem Wissen um den eigenen Schlaftyp lassen sich viele Aktivitäten und die perfekte Zeit fürs Schlafen entsprechend planen und festlegen. Zudem können sich Langschläfer endlich vom Klischee des faulen Menschen befreien, wissen wir doch jetzt, dass nicht fehlender Leistungswille, sondern die innere Uhr für die Müdigkeit am Morgen verantwortlich ist.

    Die Kehrseite der Medaille: Missachten wir die Gesetze der eigenen inneren Uhr, kann das schwerwiegende Folgen haben: es ist kein Zufall, dass Menschen in Schichtarbeit häufig unter chronischen Verdauungsproblemen, Herz-Kreislauf-Problemen und psychischen Erkrankungen wie Depressionen oder Schlafstörungen leiden.

    Das Ankämpfen gegen die innere Uhr sorgt häufig für Schlafstörungen. Daraus ergeben sich Müdigkeit und Erschöpfung. Gerade diese werden als Unfallursache immer noch deutlich unterschätzt.

    Die Forscher sind sich einig: Würde man die Erkenntnisse der Chronobiologie bzw. der Chronomedizin und Schlafforschung mehr in den Alltag integrieren, ließen sich viele Unfälle und Krankheiten vermeiden.

    Interessant ist in diesem Zusammenhang die Theorie von Till Roenneberg, Chronobiologe an der Universität München: Er glaubt, dass mehr als die Hälfte aller Deutschen zum Schlaftyp Langschläfer zählen.

    Sie wären im Grunde erst im späteren Tagesverlauf produktiv. Doch die Gesellschaft nötigt viele von ihnen - gerade auch Kinder und Jugendliche - dazu, mit einem frühen Arbeits- und Schulbeginn täglich gegen ihre innere Uhr anzukämpfen.

    Diesbezüglich sind die Einführung von Gleitzeit, Homeoffice und Remote Work als echter Fortschritt anzusehen. Damit haben zumindest viele Berufstätige die Chance, ihrem individuellen Tagesrhythmus gerecht zu werden und produktiver zu arbeiten.


    Welche Faktoren beeinflussen die Schlaftypen?


    Außer der inneren Uhr wird unser Schlafverhalten noch von weiteren Faktoren beeinflusst.

    Das Alter

    Kleinkinder brauchen viel mehr Schlaf als Jugendliche und Erwachsene. Sie werden normalerweise zeitig müde und gehören eher zu den Frühaufstehern. In der Pubertät kehrt sich das häufig ins Gegenteil um: Die jungen Leute schwärmen nachts aus und kommen morgens schwer aus dem Bett - sie werden zu den typischen Nachteulen.

    Das liegt nicht nur am interessanten Nachtleben, sondern auch an der Tatsache, dass das Hormon Melatonin, das Müdigkeit in uns hervorruft, in dieser Lebensphase später vom Körper ausgeschüttet wird.

    Bei vielen bleibt das bis ins mittlere und höhere Alter bestehen. Änderungen finden dann bei den über 60-Jährigen statt. Laut Forschungen werden mehr als 63 Prozent dieser Altersgruppe wieder zu Lerchen. (3)

    Licht und Dunkelheit

    Unser Körper schüttet vor allem dann Melatonin aus, wenn es dunkel wird. Das ist übrigens mit ein Grund dafür, dass wir tagsüber nicht so richtig munter werden, wenn wir uns wenig im Freien aufhalten. Das gleiche Phänomen tritt auf, wenn wir draußen unterwegs sind, es aber bereits dunkel ist. Auch dazu gibt es Studien (4).

    Der Rhythmus der Sonne hat somit unweigerlich Auswirkungen auf unseren Schlaftyp. Es ist tatsächlich so, dass in Regionen, wo die Sonne früher untergeht, mehr Menschen vom Schlaftyp Lerche leben, während es in Regionen mit späteren Sonnenuntergängen mehr "Eulen" gibt.

    Die Schlafumgebung

    Neben der perfekten Zeit zum Schlafengehen ist eine entsprechend gesunde und angenehme Schlafumgebung ausschlaggebend dafür, dass unser Körper und unser Geist die Ruhe bekommen, die sie benötigen. Dazu gehört ein abgedunkelter, gut belüfteter Raum ebenso wie ein ausgezeichnetes - am besten auf den eigenen Körper angepasstes - Schlafsystem.

    Fazit:


    Sich der eigenen inneren Uhr bewusst zu sein, bringt viele Vorteile. Zum einen schützt es davor, die müden Phasen negativ einzuschätzen. Und zum anderen gibt es einem die Möglichkeit, seinem individuellen biologischen Rhythmus zu folgen und damit die eigene Leistungsfähigkeit sowie die körperliche und geistige Gesundheit zu unterstützen und zu fördern.

    Es kommt nicht von ungefähr, dass Krankenkassen, Ärzte und Schlafforscher vermehrt darauf hinweisen, wie wichtig erholsamer und gesunder Schlaf für die geistige und körperliche Gesundheit ist.

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    Quellen und wissenschaftliche Studien:

    (1) Springermedizin.de https://www.springermedizin.de/emedpedia/enzyklopaedie-der-schlafmedizin/chronobiologie?epediaDoi=10.1007%2F978-3-642-54672-3_32

    (2) Sciencedirect.com: https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0191886919303071#!

    (3) Nature.com: https://www.nature.com/articles/ncomms10448

    (4) Nature.com: https://www.nature.com/articles/srep39976




    Bildquellen:

    Teaser: https://stock.adobe.com/de/images/junge-frau-im-bett/80118394

    Eule: https://stock.adobe.com/de/images/vector-flat-cute-brown-owl-sitting-on-branch-isolated-on-white-background/188745213

    Lerche: https://stock.adobe.com/de/images/lark-bird-a-brown-motley-feathered-bird-stands-on-its-paws-isolated-vector-character/309381829

    Bär: https://stock.adobe.com/de/images/watercolor-hand-draw-illustration-brown-teddy-bear-sleeping-on-the-moon-greeting-cards-invitations-baby-shower-posters-with-white-isolated-background/404527935

    Fazit: https://stock.adobe.com/de/images/sleep-control-concept-vector-background-isolated-on-white-young-woman-sleeping-at-home-on-bed-with-smart-watch-on-her-hand-view-from-above-close-up/323648152